Fast so wichtig wie das tägliche Zähneputzen“ findet der Tiroler Physiotherapeut Reini Huber ein regelmäßiges Training für die Füße. Denn nur so bleibt die Muskulatur kräftig und gleichzeitig beweglich – und die Funktion des Fußgewölbes erhalten. Von Reinhard Huber – Sporttherapie Huber
Die Menschwerdung begann mit den Füßen: Um nämlich die Hände von der Belastung durch die Fortbewegung zu befreien, musste der Urmensch das sichere Gehen und Stehen auf seinen Füßen lernen.
Die Standfläche reduzierte sich durch die Entwicklung vom Vierbeiner zum Zweibeiner auf bescheidene 100 cm2 (Larsen 2006). Der Körperschwerpunkt ist nicht mehr stabil zwischen vier Extremitäten aufgehängt, sondern er balanciert jetzt labil über zwei Beinen. Die Anforderungen an die Füße wurden dadurch wesentlich höher. Einerseits wird von ihnen eine stabile Standfläche, andererseits eine elastische Stoßdämpfung und ein kraftvolles Abstoßen gefordert.
Die Schlüsselmerkmale des menschlichen Fußes sind die spiralige Verschraubung (Helix), das Keilprinzip des Mittelfußes und das übereinander liegende untere und obere Sprunggelenk. Dieses Konstruktionsprinzip ermöglicht eine optimale Druckverteilung auf die gesamte Bodenkontaktfläche und eine hohe Belastungsstabilität.
Stoßdämpfer
Der Fuß hat gelernt sich gegen massive Belastungen zu schützen. Stoßdämpfung, Abrollen und Abstoßen ist sein ABC. Die Verschraubung von Vor- und Rückfuß garantiert die funktionelle Verkeilung der Keilbeine und damit die notwendige Belastungsstabilität. Durch Fehlstellungen und Fehlbelastungen im Fußbereich kann es zu Komplikationen bzw. Kompensationen in anderen Körperbereichen kommen. So erhöht z.B. das Abrollen über den lateralen Vorfuß die Gefahr für Supinatinstraumen (Überknöcheln), die Knickfußstellung im Rückfuß belastet die Achillessehne und den medialen Meniskus und der Spreizfuß kann den Aufprall am Boden schlecht dämpfen und belastet dadurch den Hüftgelenksknorpel.
Beim Laufen treten beim Aufprall des Fußes auf den Boden Kräfte bis zum Fünffachen des Körpergewichtes auf. Bei einem Körpergewicht von 70 kg, wird bei einem 5km-Lauf jeder Fuß mit bis zu 300 Tonnen belastet. Bei einem Marathon sind es bis zu 2.500 Tonnen. Qualitativ gute Laufschuhe und ein optimales Körpergewicht reduzieren die Belastung für die Füße, ersetzen aber nicht unsere persönliche „Fußhygiene“ durch Muskelkräftigungs-, Koordinations- und Mobilitätstraining.
Training für die Füße
Durch gezielte Kräftigungsübungen für die Unterschenkelmuskulatur und die Fußgewölbemuskulatur verbessern wir die Standsicherheit und den dynamischen Abstoß. Mit sensomotorischen bzw. koordinativen Übungen kann die gesamte Fußstabilität trainiert werden. Alle Strukturen wie Haut, Fascien, Muskeln, Sehnen, Kapseln und Bänder werden durch Mechanorezeptoren innerviert. Das Ergebnis des Informationsflusses über das sensomotorische System empfinden wir als Gelenkbewegung bzw. Veränderung der Gelenkstellung.
Die Dichte der Hautrezeptoren auf der Fußsohle ist sehr hoch, sodass man schon auf minimale Druckänderungen reagieren kann. Durch ein variantenreiches koordinatives Training bzw. Gleichgewichtstraining können wir dieses System hervorragend stimulieren und so eine bessere Gelenksstabilität und gute Gleichgewichtsfähigkeit erreichen. Ein ausgewogener Gleichgewichtsparcours mit unterschiedlichen instabilen Unterlagen ist ein hervorragendes Trainingsmittel.
Auch das eigene Hand anlegen am Fuß um ihn mobil zu halten ist empfehlenswert.
Tu deinen Füßen etwas Gutes, denn sie tragen dich durch die Welt!